Webhosting klingt auf den ersten Blick langweilig – Serverplatz mieten, Website hochladen, fertig. Aber halt! Hinter der Entscheidung, wo du deine Website hostest, steckt mehr als nur Technik oder Preis. Es geht um Macht, Kontrolle und Marktverzerrung. Große Hosting-Unternehmen wie IONOS, GoDaddy oder Strato dominieren den Markt mit massiver Werbung, Billigangeboten und KI-basierten Website-Baukästen. Klingt bequem? Klar. Aber genau da liegt das Problem.
Diese Anbieter verkaufen mehr als nur Speicherplatz – sie bieten ein scheinbar „rundum-sorglos“-Paket, das langfristig alles andere als sorglos ist. Von schlechten Benutzeroberflächen über Intransparenz bis hin zur Zerstörung kleiner Anbieter ist vieles dabei. In diesem Artikel schauen wir genauer hin: Was passiert, wenn Hosting zum Monopol wird? Wer profitiert wirklich? Und warum ist deine Entscheidung für oder gegen einen Anbieter heute eine politische Haltung? Lass uns eintauchen – kritisch, ehrlich und mit etwas Web-Wut im Bauch.
Key Takeaways
- Webhosting ist politisch – Deine Wahl beeinflusst Marktvielfalt und digitale Souveränität.
- Großanbieter wie IONOS, Strato und GoDaddy setzen auf aggressive Werbung und Marktmacht.
- KI-Webbaukästen klingen verlockend, sind aber oft technisch begrenzt und langfristig riskant.
- Die Übernahme europäischer Hostingfirmen durch US-Konzerne gefährdet Datenschutz und digitale Unabhängigkeit.
- Kleine Hostinganbieter bieten oft bessere Technik, persönlichen Support und faire Preise.
Die Hosting-Giganten und ihre Methoden
Wer in Deutschland oder Europa nach Hosting sucht, landet oft bei denselben Namen: IONOS, Strato, GoDaddy, Host Europe. Was viele nicht wissen: Hinter diesen Marken stehen Milliardenkonzerne mit ganz eigenen Interessen. GoDaddy etwa kaufte 2017 für 1,69 Milliarden Euro die Host Europe Group – inklusive Marken wie DomainFactory, PlusServer und Host Europe. Das Ziel? Expansion und Marktkontrolle in Europa.
Solche Übernahmen sind keine Zufälle, sondern strategische Schritte, um Marktanteile zu sichern und unabhängige Anbieter vom Markt zu verdrängen. Die Folge: weniger Vielfalt, steigende Preise, schlechterer Service. IONOS wiederum gehört zur United Internet AG, kontrolliert von einem deutschen Milliardär. Mit gigantischen Werbebudgets und Lockangeboten (kostenlose Domains, Baukästen, KI-Websites) ziehen sie vor allem Anfänger:innen an. Doch hinter der glänzenden Fassade lauern oft komplizierte Oberflächen, teure Upgrades und technischer Wildwuchs.
Diese Konzentration von Hosting bei wenigen Riesen verändert das Netz – und nicht zum Guten.
Die Rolle von IONOS: Werbung statt Webethik
IONOS ist allgegenwärtig – nicht nur durch Google Ads, sondern auch durch TV-Spots, YouTube-Videos und Influencer-Partnerschaften. Die Message? Hosting kann jeder. KI erstellt deine Website in Sekunden, kostenlos, ohne Vorkenntnisse. Doch was in der Werbung einfach klingt, ist in der Praxis oft kompliziert, intransparent und teuer.
IONOS setzt auf Komplexität im System, um Upgrades und Supportkosten zu rechtfertigen. Dazu kommt der psychologische Trick: Wer schon einmal mit einem Klick eine Website gebaut hat, bleibt eher im System – selbst wenn’s schlecht läuft. Die technische Tiefe fehlt oft, Sicherheitsoptionen sind eingeschränkt und das Hosting ist meist überladen mit Zusatzdiensten.
Was ebenfalls kritisch ist: Die riesigen Werbebudgets verdrängen kleinere Anbieter aus dem Sichtfeld der Kund:innen. Dem Mittelstand im Hosting doht die Gefarh, zermalmt zu werden, nicht weil er schlecht ist, sondern weil er nicht mit Millionen-Budgets gegenhalten kann.
GoDaddy & die Host Europe-Übernahme: Kontrolle statt Innovation
GoDaddy ist ein amerikanischer Hosting-Riese, bekannt für aggressive Marketingstrategien und eine Plattform, die zwar mächtig wirkt, aber oft überladen, unübersichtlich und technisch schwach ist. Die Übernahme der Host Europe Group war ein Wendepunkt für den europäischen Hosting-Markt. Firmen wie DomainFactory, Host Europe und PlusServer wurden plötzlich Teil eines US-Unternehmens mit völlig anderen Prioritäten.
Das bringt nicht nur technische Probleme mit sich, sondern auch datenschutzrechtliche Bedenken. Europäische Standards werden oft von amerikanischen Konzernen unterlaufen – Stichwort Cloud Act. Zudem leidet der Support unter zentralisierten Strukturen. Früher lokal agierende Teams wurden durch globale Callcenter ersetzt. Das Know-how vor Ort? Verschwindet.
Statt Innovation oder Kundennähe steht Konzernkontrolle im Vordergrund. Updates, Services und Preise werden zentral ausgerollt – unabhängig von lokalen Anforderungen oder Nutzerwünschen. So sieht digitale Kolonialisierung aus.
Strato und der Preis der Einfachheit
Strato, oft als günstiger Anbieter gepriesen, gehört ebenfalls zum großen Hosting-Konglomerat United Internet (wie IONOS). Auch hier gilt: viel Werbung, günstiger Einstieg, aber wenig Liebe zum Detail. Die Plattform wirkt zwar modern, ist aber in der Tiefe oft wenig anpassbar und technisch eingeschränkt.
Was nach „einfach“ aussieht, ist oft „zu einfach“ – zumindest für alle, die mehr wollen als eine Standard-Website. Erweiterungen, individuelle Konfigurationen oder Performance-Tuning? Fehlanzeige oder nur mit Aufwand möglich. Zudem lockt Strato mit Preisen, die nach dem ersten Jahr deutlich steigen – ein typischer Lockvogeltrick.
Problematisch ist auch hier die Marktkonzentration. Strato verdrängt mit seinen Dumpingpreisen kleinere Anbieter und bietet gleichzeitig keine echte technische Tiefe. Das Ergebnis: Ein Web voller Einheitsbrei-Seiten, ohne Identität, ohne Vielfalt.
KI-Websites: Automatisiert und abgehängt
Ein besonders aggressiver Trend ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz beim Website-Bau. Anbieter wie IONOS werben damit, dass du in wenigen Minuten eine professionelle Seite bekommst – ohne Programmierung, ohne Designkenntnisse. Klingt nach Zukunft? Vielleicht. Aber vor allem klingt’s nach: „Du brauchst keine Webdesigner mehr“.
Das ist gefährlich – nicht nur für die Branche, sondern auch für die Qualität des Webs. KI-generierte Seiten sind meist generisch, schlecht optimiert für SEO und lassen sich kaum individuell anpassen. Außerdem fehlt jeder kreative Input, jede menschliche Nuance. Kunden, die auf sowas setzen, merken oft zu spät, dass ihre Seite im digitalen Nirwana verschwindet.
Auch wirtschaftlich ist das bedenklich: Kleine Agenturen, Freelancer und spezialisierte Webdesigner werden durch diese Tools verdrängt – nicht weil sie schlechter sind, sondern weil sie nicht „kostenlos“ arbeiten können. Digitales Preisdumping per KI zerstört Vielfalt, Qualität und den Markt.
Schlussfolgerung
Die Wahl deines Hosting-Anbieters ist kein rein technischer Schritt – sie ist ein Statement. Unterstützt du Konzerne, die auf Werbung, KI und Marktkontrolle setzen? Oder setzt du auf kleinere Anbieter, die echten Support, technische Exzellenz und faire Preise bieten? Hinter dieser Entscheidung steckt digitale Verantwortung – ob du willst oder nicht.
Leider werden viele Unternehmensentscheidungen nicht nach ethischen Maßstäben getroffen. Dadurch wächst die Gefahr für unsere Demokratie. Es muss im Interesse aller sein, die Abhängigkeit von antidemokratischen Oligarchien zu verringern und Monopole – also gigantische Machtansammlungen und durch die nicht nur den Markt, sondern auch die Politik beherrschende Stellung, autokratische Strukturen zu zementieren.
Wer Webfreiheit, Datenschutz, Vielfalt und echte Innovation will, sollte genau hinschauen, wo die eigene Website liegt. Billig ist nicht immer besser. Und „bequem“ kann langfristig sehr unbequem werden. Dein Hosting ist politisch – mach was draus.
FAQs
Ist IONOS wirklich so schlecht, wie viele sagen?
IONOS ist nicht grundsätzlich schlecht, aber oft überladen, technisch kompliziert und auf Upselling ausgelegt. Besonders Einsteiger:innen fühlen sich schnell verloren – trotz KI-Hilfe.
Was spricht gegen GoDaddy als Hosting-Anbieter in Europa?
GoDaddy unterliegt US-Gesetzen wie dem Cloud Act. Außerdem sind Support, Technik und Datenschutz oft nicht auf europäische Standards abgestimmt – ein Risiko für Unternehmen und Selbstständige.
Warum sind kleine Hostinganbieter besser?
Sie bieten oft persönlicheren Support, klarere Preisstrukturen und mehr Kontrolle über die eigene Technik. Außerdem stärkst du damit die Vielfalt und Unabhängigkeit im Web.
Was ist das Problem mit KI-Webbaukästen?
Sie wirken einfach, produzieren aber oft generische Seiten, die schlecht gefunden werden und kaum angepasst werden können. Für ernsthafte Online-Präsenz sind sie meist ungeeignet.
Ist Hosting wirklich eine politische Entscheidung?
Ja. Deine Entscheidung beeinflusst Marktkonzentration, Datenschutz und die Zukunft kleiner Anbieter. Hosting ist Infrastruktur – und wer sie kontrolliert, hat Macht.
Sind die großen Hostinganbieter nicht eigentlich günstiger?
Nur auf den ersten Blick. Viele dieser Anbieter locken mit günstigen Einstiegspreisen, holen sich die Kosten aber über Zusatzdienste zurück – z. B. für aktuelle PHP-Versionen, SSL-Zertifikate oder Website-Beschleunigung. Auch der massive Werbeaufwand will finanziert werden. Unterm Strich zahlst du oft mehr als bei kleineren, transparenteren Anbietern.
