Mich erreichen in diesen Tagen viele Mails meiner Kunden, die meist von Ihren Berufsverbänden wegen der grassierenden Abmahnwelle betreffs Google Fonts gewarnt wurde. Ich werde beauftragt, eine Abmahnung zu verhindern in dem ich die WordPress-Seiten meines Kunden rechtssicher mache. Das ist sehr einfach.
Am Einfachsten ist es natürlich, gar keine Google Fonts zu benutzen und – auch aus Performancegründen – nur Standardschriften zu benutzten. In Schönheit zu sterben hilft ja niemanden. Diese Standardschriftearten werden vom Rechner des Nutzers geladen und sehen auch sehr gut aus.
Zurück zu den Fonts von Google: Wie in der WordPress-Community üblich, wird schnell und sicher eine kostenlose Lösung für wichtige, technischen Problematiken bereitgestellt. In Bezug auf die lokale Einbindung der Google Fonts, die eine IP-Übertragung an Google verhindert, gibt es einige gute Funktionserweiterungen.
2 WordPress Plugins um Google Fonts lokal einzubinden
Ich selber benutze stets eins diese beiden hier vorgestellten Plugins. Natürlich gibt es andere mehr oder auch eine händische Speicherung Einbindungen dieser Schriften (Download von Google, hochladen per FTP und mittels CSS-Code in die Website integrieren). Das 1. Plugins funktioniert sehr einfach und sehr effektiv: Installieren und aktivieren – fertig. Das 2. bietet einige feinere Einstellmöglichkeiten, die manchmal sinnvoll sind, ist aber ebenso wirksam:
- Local Google Fonts von EverPress
- OMGF | GDPR/DSVGO Compliant, Faster Google Fonts. Easy. von Daan from Daan.dev
Wenn ich Ihre WordPress-Seite datenschutzkonform mache und die Google-Schriften lokal einbinde, mache ich natürlich vorher immer ein Backup und spiele alle Updates ein. Dann teste ich Ihre Seite. Natürlich schaue ich mir im Quelltext genau an, ob die Fonts tatsächlich über einen Google-Server geladen werden und überprüfe das, nach der Installation der genannten Plugins.
Die DSGVO ist Teil einer strategische Korruption und nützt vor allem Rechtsanwälten
Wir müssen auch die Hintergründe verstehen. Die DSGVO, die ab dem 25. Mai 2018 in Kraft trat, soll die Bürger, die Internetnutzer vor Datenkraken wie Google, Facebook, Apple und TikTok und vor Datenmissbrauch schützen. Ob das gelungen ist darf bezweifelt werden. Ob das vor allem gelingt, in dem man Cookie-Banner und Datenschutzerklärungen in Websites einbindet, die niemand liest und der Webseiten-Verantwortliche auch nicht versteht, ist stark zu bezweifeln.
Kleine und mittlere Unternehmen, ja selbst größere, sammeln über Ihre Website keine Daten. Und dass sich jemand, weil die IP-Adresse durch das Laden eines Webfonts (Schrift auf der Website) von einem Google-Server in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlt, dass ist schon ziemlich absurd. Persönlichkeitsrechte werden gerade im Iran mit Füßen getreten, in China und Russland, aber wir Deutschen bitten unsere Mitbürger zur Kasse, nur weil die eine bestimmte Schriftart zum Preis einer IP auf der Website laden? Das ist lächerlich und diskreditiert nicht nur den ja berechtigten Datenschutz, sondern auch ganz normale Bürger und Unternehmer mit harmlosen Webseiten.
Die aktuelle Praxis mit den Cookie-Bannern auf unseren Webseiten, die sich ebenfalls als untauglich, kontraproduktiv und geradezu lächerlich herausgestellt hat, sollte eigentlich schon in diesem Jahr nachhaltig geändert werden. Passiert ist bisher nichts, wenn auch geplant. Siehe dazu: Digitalministerium (BMDV) plant Alternative zu Cookie-Bannern.
Diejenigen, die von der europäischen Datenschutzverordnung am meisten profitiert haben habe ich in einer kleinen Liste zusammengefasst:
- Rechtsanwälte und Abmahnanwälte
- Geschäftemacher, Projekthunter, Datenschutzbeauftragte
- Webagenturen, Webmaster und WordPress Webdesigner (wie ich)
Der User, der Endnutzer nur bedingt und Unternehmen, die über die normale Geschäftstätigkeit hinaus gar keine Daten sammeln schon gar nicht. Dass ein Webseiten-Benutzer auf meiner Seite surft und sich entweder mit Cookie-Bannern oder Datenschutzerklärungen, die er eh niemals liest, herumschlagen muss oder sich in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt fühlt, ist mit dem gesunden Menschenverstand nicht zu erreichen.
Meine Erfahrung mit deutschen Gerichten ist geprägt von Vertrauen und am Ende in eben diesen gesunden Menschenverstand. Durch diese Abmahnwelle und die DSGVO aber, ist dieses Vertrauen nachhaltig erschüttert. Und ich bin nicht der einzige. Ein Skandal ist es, dass man sich gegen seine Mitbürger wehren muss, die ein Geschäft wittern, weil der Gesetzgeber nicht in der Lage ist, klar und vernünftig, einfach und gerecht diese Dinge zu regeln.
Video 1: Abgemahnt wegen Google Fonts auf der Homepage
Ich habe diese beiden Videos zufällig gefunden. Das erste von Michael Tessin wurde mir auf meinem Android-Handy über die News zugespielt. Mir gefällt sehr gut, wie Michael das macht. Sehr authentisch, sehr transparent und nachvollziehbar, klar und … entschlossen.
Auch Rechtsanwalt Greger würde wie Michael Tessin – persönlich – die Abmahnung nicht zahlen und sich dagegen wehren. Auch sein Video dazu ist sehenswert. Ich finde, dass man sich die 20 Minuten nehmen sollte und sich beide Videos anzuschauen. Tenor: Abmahnung wegen Google Fonts ernst nehmen, aber Kirche im Dorf lassen, schließlich wird nichts so heiße gegessen, wie es gekocht wird.
Video 2: Abmahnung wegen Google Fonts: So wehrst du dich (gegen Martin Ismail)
Leider gehen beide YouTuber nicht auf die Sinnhaftigkeit der DSGVO und der Kultur des Abmahnens in Deutschland ein. Man muss sich nämlich immer wieder bewusst machen, wie schädlich diese Datenschutzverordnung für Unternehmen ist und in erster Linie nur den Rechtsanwälten hilft.
Dieses Konstrukt sorgt insbesondere in Deutschland dafür, dass es immer wieder zu solchen Abmahnwellen kommt, in denen sich latent kriminelle und moralisch verwahrloste Mitbürger auf verachtenswerte Weise an kleinen, technischen Fehlern bereichern. Nicht, dass es solche Individuen gibt ist das Problem, sondern dass das überhaupt rechtlich zulässig ist, ist der Skandal.
Bleiben Sie in jedem Fall gelassen und machen Sie es wie ich: zahlen Sie nicht und lassen Sie es auf eine Gerichtsverhandlung kommen. Wenn Sie, wie ich rechtsschutzversichert sind, sind Sie immer auf der sicheren Seite. Oder Sie sind mein Kunde, auch dann sind Sie sicher. Und wenn Sie (noch) nicht meine Kunde sind, dann schreiben Sie mir und werden Sie es. Ich freue mich, Ihnen schnell und unkompliziert helfen zu können.
Weitere Infos zum Thema Abmahnungen wegen Google Fonts:
- Die Netzialisten: DSGVO: Google Fonts rechtssicher verwenden
- Dr. DSGVO: Die Nicht-Protokollierung von IP-Adressen: Alles gut beim Datenschutz?
- Vienna.at: Datenschutz-Abmahnwelle wird zu Eigentor für Anwalt
- Digital Concepts: Google Fonts und die IP Adresse – Mythen und Fakten
- Übersicht in der Google-Suche: https://www.google.com/search?q=google+fonts+abmahnung